Mein Kretaroman hat den Titel „Der Prinz im Labyrinth“. Der Prinz, das ist Asterion, der Sohn der kretischen Königin, Minas Pasiphaë. Und das Labyrinth? Im Roman ist es der Palast von Knossos, Herrschaftssitz auf der Insel Kreta.
Wenn du den Palast von Knossos googelst …
findest du den archäologischen Fundplatz auf Kreta. Es ist die größte von vier palastähnlichen Ruinenstätten auf der Insel und seit fast neuntausend Jahren besiedelt.
Dieses Foto zeigt das bekannte Delfinfresko von Knossos.
War der „Palast von Knossos“ ein Herrschaftssitz?
Die Ruinen wurden von Arthur Evans zu Beginn des 20. Jahrhunderts ausgegraben und teilweise restauriert. Evans ließ dabei seiner Fantasie freien Lauf, ließ einzelne Gebäudeteile mit Beton „wieder“ aufbauen. Evans nannte die Ruinen einen „Palast“. Er gab auch einzelnen Räumen sprechende und fantasiereiche Namen wie Thronsaal und Badezimmer der Königin. Da von dem Gebäude wenig mehr als der Grundriss gesichert ist, kann man nicht ausschließen, dass es anderen Zwecken als dem Wohnen gedient hat, zum Beispiel als Amtsgebäude der Verwaltung oder kultischen Zwecken.
In jedem Fall weisen die Reste des „Palastes“ auf ein verwinkeltes Gebäude hin. Der Grundriss sieht aus wie ein Irrgarten. Vielleicht ist also beim Labyrinth im Mythos ein solches Gebäude wie das von Knossos gemeint.
Antike Zeugnisse
Die Herkunft des Wortes „Labyrinth“ ist ungeklärt. Es könnte mit dem Wort „Labrys“ (Doppelaxt) zusammenhängen. Das Symbol wurde in Knossos häufig gefunden. Vielleicht hieß Labyrinth also ursprünglich Haus der Doppeläxte. Aber auch an anderen Orten, z.B. im bronzezeitlichen Kaukasus, taucht die Doppelaxt auf, vielleicht als Statussymbol.
Das Motiv der Abbildung oben stammt von einem Goldring aus Mykene (Griechenland), in der Mitte ist eine Doppelaxt dargestellt. Eine der Figuren hält wohl Mohnkapseln in der Hand.
Der Mythos vom Minotaurus
Das Labyrinth …, das Daidalos errichtet hatte, war ein Gebäude, das mit dem Gewirr seiner Krümmungen den Ausgang nicht mehr finden ließ.
Bibliotheke des Apollodor (1. Jh. n. Chr.)
Die Bibliotheke des Apollodor ist eine der wichtigsten Quellen über den Minotaurus-Mythos, und erwähnt auch das Labyrinth. Abbildungen von labyrinthförmigen Strukturen existierten schon vor über dreitausend Jahren.
Die Abbildung zeigt eine Tonplatte aus Pylos, Griechenland, auf der ein Labyrinth dargestellt ist. Das Fundstück ist etwa 3200 Jahr alt. Quelle: (13)
Der Minotaurus im Palast von Knossos?
Asterion (oder Asterios), der Minotaurus, lebte im Labyrinth. Der Mythos sagt, er sei dort eingesperrt gewesen. In meinem Roman verlässt er den Palast nicht, weil seine helle Haut die kretische Sonne nicht verträgt.
Der Palast von Knossos im Roman
Es gibt viele Rekonstruktionsvorschläge für das gesamte Gebäude. Diesen hier habe ich als Vorlage für meinen Palast im Roman genommen.
„Die Wege im Palast sind verwinkelt, der Vater hat sie so angelegt, dass Fremde nicht unbemerkt den Palast erkunden können. An Knotenpunkten stehen versteckte Wachen, und in den Korridoren zwischen den privaten Gemächern befinden sich Vorrichtungen, die Alarm auslösen, wenn man auf eine bestimmte Fliese tritt.“
Ikarus (aus: Der Prinz im Labyrinth)
Wie zuverlässig ist diese Rekonstruktion?
Aus wie vielen Etagen hat das Gebäude bestanden, dessen Reste heute auf Kreta zu besichtigen sind? Das werden wir wohl nie wissen. Jede Rekonstruktion ist ein Zusammenspiel von existierenden Elementen und Erfindungsgabe. Auch in meinem Roman übernimmt die Fantasie die Bauleitung.
Daidalos im Palast von Knossos
„Er betrat den Stierkorridor, einen Säulengang, von dem man über die Dächer bis in den Mittelhof blicken konnte. Von Osten schien die Morgensonne zwischen den dunkelroten Säulenschäften hindurch. An der innen liegenden Mauer bäumten sich zwei überlebensgroße Stiere auf, drei andere senkten ihre Hörner bis auf den Boden. Die Glimmerplättchen, die Daidalos der Farbe des Freskos hatte beimischen lassen, funkelten im Licht. “
Daidalos (aus: Der Prinz im Labyrinth)
Es gibt ein Video, in dem der Palast von Knossos virtuell rekonstruiert wird. Beeindruckend. Schau es dir hier an:
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Ich finde es immer wieder spannend, wenn solche alten Bauwerke bzw. deren Überreste mithilfe von moderner 3D-Technik rekonstruiert werden und man sozusagen zusehen kann, wie das Gebäude von Jahrhundert zu Jahrhundert wächst und sich verändert. Gerade bei so frühen Palästen und Burgen ist wegen mangelnder geschichtlicher Dokumente zum Glück aber noch genügend Freiraum, damit wir Autorinnen die Details nach unserer Vorstellung ausmalen können.
Ja, genau. Da kann ich meine Fantasie als Altertumsroman-Autorin richtig austoben. Obwohl – wie schon gesagt, in diesem Fall habe ich mich an die Rekonstruktion gehalten. 🙂